Die Nacht des Maulwurfs

Philippe Quesne: Die Nacht der Maulwürfe. Foto; Hebbel am Ufer

Was eígnet sich besser, als ein Stück über Maulwürfe, um in die Bloggerwelt zurückzukehren? Ich war verschwunden, aber nie weg. Am Freitag verlor ich mich in Philippe Quesnes bildgewaltiger Maulwurfsperformance, um voller Erkenntnisse wieder aufzutauchen. 

Im Untergrund

Maulwürfe sind schon putzige Tierchen. Halbblind graben sie sich durch die Unterwelt, sie fressen, schlafen, mehren sich und trennen sich wieder. Im realen Leben sind die kleinen Tiere Einzelgänger, Theaterregisseur Philippe Quesne macht aus ihnen gesellige und vor allem musikalische Tierchen. Einer der sieben kann sogar das Theremin spielen. Erstaunlich, wenn man bedenkt, dass auch dieser Performer große Schaufelhände besitzt und die Töne nur durch präzise Handbewegungen ansteuern kann. Auch Schlagzeug, Gitarre und Bass beherrschen die Untergrundler perfekt. Ihre Musik ist vielfältig und führt von Country, Oriental zu Elektromusik.

Kleine Notiz am Rande: Die höchst musikalischen Maulwürfe traten vor ein paar Tagen als Band im Urban Spree auf und bilden Teil des Festivals „Der Maulwurf macht weiter“ im Hebbel am Ufer. Es fordert zum Perspektivwechsel und Umdenken auf. Quesne verändert unseren Blickwinkel von unten nach oben und lässt uns immer tiefer in die Höhle eindringen.

Halb blind

Wie die Maulwürfe sind die Performer auch so gut wie blind. Durch ihre Masken können sie so gut wie nichts sehen. Mitteilen können sie sich nur durch Grunzlaute. Zu Beginn arbeitet sich jeder Maulwurf nach und nach mitsamt Gesteinsbrocken kriechend durch einen eben gebauten Tunnel. Sie landen in einem hausähnlichen Gebilde, dass sie im Laufe der Performance auch durchstoßen werden. Quesne erzählt vom Kreislauf des Lebens und bezieht sich ganz nebenbei auf Platos Höhlengleichnis.

Erklärung zur "Nacht der Maulwürfe" - Teil des Programmhefts
Das Modell von Plato – Programmheft von „Die Nacht der Maulwürfe“

Der griechische Philosoph vergleicht die sinnlich wahrnehmbare Welt mit einer Höhle. Erst durch Bildung kann man Zugang zu einer anderen, geistigen Welt bekommen. So ist es auch mit den Maulwürfen. Das Stück kann für sich und ohne theoretischen Unterbau stehen, aber wer mehr sehen möchte, der wird viel darin finden.

 

 

Weitere Informationen

Phillippe Quesnes „Die Nacht der Maulwürfe“ ist Teil des Festivals „Der Maulwurf macht weiter“, das noch bis zum 8. Oktober im Hebbel am Ufer stattfindet.