66. Berlinale: Das Ende?

66. Berlinale: Das Ende?

Gérard Depardieu verliert sich im Wald. Sein massiver Körper schiebt sich durch die grüne Landschaft. Ein Tag. Eine Nacht. Es werden mehr. Ist es das? Das Ende? Und ist die Berlinale wirklich schon vorbei?

Gérard Depardieu auf der Berlinale in zweifacher Mission

Zurück zu Dépardieu, der nicht nur als hilfesuchender Jäger in Guillaume Nicloux „The End“ überzeugt, sondern in „Saint Amour“ (Wettbewerb – Außer Konkurrenz) von Benoît Delépine und Gustave Kervern auch als Vater aus einfachen Verhältnissen. Besonders bemerkenswert ist das Zusammenspiel von Gérard Depardieu und Benoît Poelvoorde. Vater Jean (Gérard Depardieu) und Sohn Bruno (Benoît Poelvoorde) gehen auf große Weintour, die kleine machte Bruno schon in der Messehalle. Damals endete er betrunken im Schweinestall. Der Taxifahrer Mike (Vincent Lacoste) fährt sie quer durch Frankreich.

„Saint Amour“ feiert die einfachen Leute und ihre kleinen Verrücktheiten des Alltags. Jean, der wie selbstverständlich ein ganzes Aquarium zu essen bestellt, Bruno, der in einem Schluck das Weinglas leert, um den Wein vorzukosten und Mike, der den Roadtrip als Gelegenheit nutzt, um alte Bekannte zu besuchen. Es sind die kleinen Episoden des Alltags, die „Saint Amour“ zu einem liebenswerten Filmchen machen. „Saint Amour“ ist ein Film über Vaterliebe und die Trauer um einen geliebten Menschen, die sich in der Weinseligkeit verliert. Zwar ist das Ende wenig glaubwürdig, aber die Minuten zuvor waren umso kurzweiliger und amüsanter.

Rabenschwarz und kompromisslos

Auch Dominik Molls „Des novelles de la planète Mars“ (News from planet Mars) läuft im Wettbewerb außer Konkurrenz. Schade, denn Comedien François Damiens („Das brandneue Testament“, „Verstehen Sie die Beliers?“) ist in Höchstform. Familienvater Philippe Mars (François Damiens) scheint sich nie zu beklagen: Philippes Arbeitsplatz liegt in einem Abstellraum für alte Büromöbel, sein Kollege Jérôme läuft Amok und seine Schwester stellt übergroße Malereien seiner nackten Schwester aus. Zu viel ist zu viel. Möchte man meinen, aber bis es Philippe reicht, dafür braucht es jede Menge rabenschwarzen Humor und davon hat Drehbuchschreiber und Regisseur Dominik Moll mehr als genug.

Da muss erst noch eben jener Kollege bei Mars einziehen, seine psychisch-kranke Freundin einladen und die Wohnung verwüsten? Nicht ganz, denn Mars scheint mit stoischer Gelassenheit alles zu ertragen… Mit großem Vergnügen revoltiert Moll mit kleinen und großen Bösartigkeiten gegen die Gutmütigkeit seines Protagonisten. Genauso treffsicher wie die Pointen sind die Dialoge. Moll übertreibt nicht nur, sondern erzählt nebenbei vom ganz normalen Familienleben. Kompromisslos gut!

 

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„Des nouvelles de la planète Mars“ und „Saint Amour“ laufen am Sonntag, 21. Februar zum letzten Mal im Berlinale-Kino.