Filme im März

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Manche Filme lassen einen nie wieder los. „Raum“ ist ein solcher Film. Die Filme im März beeindrucken, verwirren und nehmen den Zuschauer mit auf eine Reise ins Unbekannte.

Bayern in Japan: Erst Elmar Wepper, dann Rosalie Thomas 

Als Elmar Wepper für Doris Dörries „Kirschblüten – Hanami“ nach Japan reiste, geschah das für mich Unfassbare: Wepper, der für mich Bayern in persona verkörperte, erwuchs zu einem Charakterschauspieler. Er brachte mir die japanische Kultur nah und eröffnete mir fremde Welten. Der einzige Fehler, den Dörrie machte: Wepper zeigte uns als Tourist altbekannte Japanbilder.

Grüße aus Fukushima: Fast zu meditativ 

Auch Rosalie Thomas (bekannt durch Marcus H. Rosenmüllers Trilogie „Beste Zeit“, „Beste Gegend“, „Beste Chance“) nimmt den Zuschauer mit nach Japan. Das schwarz-weiß-Drama „Grüße aus Fukushima“ geht aber einen viel persönlicher Weg.

Grüße aus Fukushima: Für die Organisation Clowns4Help reist Marie (Rosalie Thomas) nach Fukushima, um Menschen in Notunterkünften aufzuheitern. Stattdessen begegnet sie ihrer eigenen Hilflosigkeit und Trauer. Als die ehemalige Geisha Satomi (Kaori Momoi) auf eigener Faust zurück in ihr altes, völlig zerstörtes Haus zieht, beschließt Marie, sie dabei zu unterstützen. Marie trifft auf Geister der Vergangenheit, japanische Tradition und Gelassenheit. „Grüße aus Fukushima“ ist ein ruhiger, meditativer Film. Man muss sich auf ihn einlassen, nur dann entfaltet er seine wahre Größe. Ich trinke seitdem meinen Tee anders.

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Raum: Eine körperliche Erfahrung

Ich habe gezittert, geweint, gehofft. Lenny Abrahamsons „Raum“ ist eine körperliche Erfahrung. Joy (Brie Larson) wurde vor Jahren von einem fremden Mann entführt, unzählige Male vergewaltigt und schwanger. Seitdem spielt sich Joys Leben und das Leben ihres Sohnes Jack (Jacob Tremblay) auf neun Quadratmetern ab. Für Jack existiert die Außenwelt nur im Fernsehen, bis seine Mutter ihn an seinem fünften Geburtstag. Nick, der für einen Fünfjährigen eine unglaubliche Reife besitzt, wagt einen Fluchtversuch. Was als Kammerspiel beginnt, entwickelt sich im Laufe des Films zu einem sensibel erzähltem Familiendrama, das ohne Klischees auskommt und uns die Welt mit anderen Augen sehen lässt. Durch das intensive Spiel von Brie Larson und Jacob Tremblay gewinnt „Raum“ eine emotionale Tiefe, wie sie nur wenige Filme erreichen.

Anhedonia: Irsinn gegen Langeweile 

Absoluten Irsinn hingegen präsentiert Patrick Siegfried Zimmer in „Anhedonia – Narzissmus als Narkose“, aber seht selbst:

 

Die Brüder Franz und Fritz Freudenthal (Robert Stadlober und Wieland Schönfelder) leiden im Jahr 2020 unter Freudlosigkeit durch mediale Reizüberflutung. Aus Langeweile unterziehen sie sich einer Therapie des Psychotherapeuten Prof. Dr. Immanuel Young (Stimme: Dirk von Lowtzow), der Ihnen zunächst empfiehlt, zu „chillaxen“ (chillen und relaxen). Ohne Smartphone versteht sich. Immer mehr verschieben sich Traum, Albtraum und Wirklichkeit. „Anhedonia“ ist ein gewagtes Filmdebüt von Patrick Siegfried Zimmer und mehr Provokation als Meditation. Gegen Wieland Schönfelder, der mich im Ballhaus Ost als durchgeknallter Hipster in „Heimliches Berlin“ beeindruckte, kommt Robert Stadlober nicht an. Bitte nur nachts ansehen, denn dieser Irrsinn wirkt nur, wenn sich die Vernunft verabschiedet und der Kopf durchgespült werden kann. Dann quält er nicht mehr, sondern amüsiert mit kreativen Kostümen, überzogenem Spiel und intellektualisiertem Irrsinn.

Ixcanul: Eindringliches Drama

Guatemala ist mehr für seinen Kaffee als für seine Filmindustrie bekannt. Letztes Jahr überraschte Jayro Bustamantes „Ixcanul“ als Berlinale-Wettbewerbsfilm im positivem Sinne. „Ixcanul“ bekam einen silbernen Bären. Die 17-jährige, schwangere Maria steht im Mittelpunkt. Je tiefer man in den Film eintaucht, umso mehr wird einem bewusst, wie Tradition und Moderne sich widersprechen. Die Bilder erinnern an einen Dokumentarfilm, die Geschichte entwickelt sich mit der Protagonistin. „Ixcanul“ erzählt vom Erwachsenwerden, Aberglaube, Zwangsheirat und aktuellen Probleme in Entwicklungsländern.

Mehr möchte ich nicht verraten. Dafür solltest du schon ins Kino gehen. In alle Filme.

 

Filmstarts:

Doris Dörrie: Grüße aus Fukushima – Kinostart: 10. März
Lenny Abrahamson: Raum – Filmstart: 17. März
Patrick Siegfried Zimmer: Anhedonia – Filmstart: 31. März
Jayro Bustamanta: Ixcanul – 31. März