Wenn er nicht gerade mit Gummihandschuhen kuschelt, dokumentiert der Choreograph Walter Bickmann zeitgenössischen Tanz. Drei Jahre lang machte er das ehrenamtlich. Heute ist das TanzForumBerlin die Anlaufstelle im Internet für Tanzinteressierte, denn im Feuilleton wird selten getanzt.
Das Liebhaberprojekt wurde letztes Jahr dem Regierenden Bürgermeister von Berlin übertragen. Walter Bickmann und seine Frau Doris Kolde bekamen den offiziellen Auftrag, Tanz zu dokumentieren. Vor allem die von der Stadt Berlin geförderten Projekte unterstützen sie. Und das sind viele. Dadurch, dass die Förderungen in anderen Ländern stark gekürzt wurden, produzieren internationale Künstler gerne in Berlin, die Tanzvielfalt ist deshalb sehr groß. Davon profitiert das Tanzforum Berlin, das unter anderem die Tanztage im Januar in den Sophiensaelen wie auch Tanz im August auf Video festhält.
2014 hatte das Tanzforum Berlin monatlich um die 30.000 Besucher aus der ganzen Welt. Erste Nachahmer gibt es auch schon. Klaus Dilger vom TANZwebkoelnbonn ließ sich von Walter Bickmann beraten und gab das Tanzforum Berlin als Finanzierungsbeispiel an. Und war damit ebenfalls erfolgreich.
Wer ist Walter Bickmann? – Ein Miniporträt
Bickmann studierte an der Münchner Heinz-Bosl-Stiftung klassischen Tanz, tanzte im Ballett der Wiener Staatsoper und arbeitete unter anderem in Johann Kresniks Choreographischem Theater an der Berliner Volksbühne. Später absolvierte er eine Ausbildung zum Videodesigner. Er arbeitet als Choreograph, Videodesigner und Tanzdokumentarist für TanzForumBerlin. Seine eigenen Werke sind geprägt durch die Arbeit mit Bildern und Körpern.
Für „Simplicity“ kuschelt Walter Bickmann mit aufgeblasenen Gummihandschuhen, in „Icon“ kombiniert er Hände, Köpfe und Körper in Großaufnahme mit ganz eigenen Bewegungen vor der Leinwand. Er überträgt bildende Kunst in Bewegung. Durch „in between“ und „Continuity“ macht er Zeit und Raum erlebbar. Doch wie funktioniert das?
Walther Bickmann: Meine Fragestellung ist, ob man eine Skulptur choreographisch denken und ohne Festschreibung ins Flüchtige erweitern kann. Dabei gibt es verschiedene Aspekte; Zeit ist einer davon. Unter anderem arbeiten wir in „Continuity“ mit verschiedenen Dimensionen und Geschwindigkeiten. Es gibt extrem langsame und sehr dynamische Sequenzen, sehr raumgreifende und minimalistische Strukturen.
Willst Du den Zuschauer durch die extrem langsamen Sequenzen schulen?
Der Anfang der Performance ist sehr langsam. Wenn man genau hinschaut, passiert in dieser Langsamkeit sehr viel, aber man muss sich darauf einlassen. Ich denke nicht, dass ich jemanden schulen möchte, ich mache nur ein Angebot.