„Ich bin ein Segen für andere.“ behauptet Roland Walther von sich. Roland Walther ist spastisch gelähmt. Im Berliner „Dock11“ trat er am vergangenen Sonntag gemeinsam mit der Performerin Yuko Kaseki auf die Bühne. Sein Rollstuhl wurde bei „surnature – anatomie du erdboden“ zum Rennstuhl, Kaseki mutiert von der Gejagten zu seiner ebenbürtigen Tanzpartnerin auf der Erde.
Was wie eine einfache Tanzstunde beginnt, mit einfachen Chachacha-Schritten, getanzt von Yuko Kaseki, nimmt schnell Fahrt auf. Roland Walther scheint sie mit ihrem Rollstuhl jagen zu wollen, die Hilflosigkeit von Kaseki steht ihr ins Gesicht geschrieben. Ihr Kampf bringt sie einander näher. Während Kaseki den offensichtlich behinderten Walther aus seinem Rollstuhl heben möchte und das Armaturenbrett aus Plexiglas zur Seite kippt, kommt er ihr mit dem Kopf näher. Fast wie ein Kuss. Später werden sie beide auf dem Boden liegen. Er liegt auf ihr, gemeinsam tanzten sie mit verkrümmten Bewegungen am Boden. Der Schatten an der Wand vereint sie.
„Surnature“ präsentiert viele Ideen, die sich im Laufe der 70 Minuten nicht zu einem großen Ganzen formen, sondern auseinanderdriften. Walther malt das Alphabet mit einem Buntstift in der Luft, Kaseki formt es mit ihrem Körper, der Stift fällt ihm aus der Hand. Von A bis Z ist es ein weiter Weg. Eine Botschaft, die mehrmals zur Sprache kommt. Nicht alle Wege sind publikumskonform.
Die Choreographie ist inspiriert von Roland Walthers „König Roland – Im Rollstuhl durchs Universum“