Einmal selbst Geisha sein

Host. Eisa Jocson. Copyright: Andreas Endermann

Präzise Bewegungsabläufe, Kraft und Weiblichkeit. Eisa Jocson fordert in der Physical Introduction bei Tanz im August vom interessierten Laien viel.

Letztes Jahr imitierte Eisa Jocson männliche Bewegungen in „Macho Dancer“, dieses Jahr übernahm sie bei Tanz im August als „Host“ die Rolle einer One-Woman-Entertainment-Maschine: Sie war Geisha, Gogo-Mädchen und Popsternchen, aber erst am Ende der Show. Sozusagen als Abspann eines intensiven Tanzes.

Bei der persönlichen Begegnung ist Jocson freundlich, fast etwas zurückhaltend und weich. Die perfektionistische Härte ihres aktuellen Stückes überträgt sie nur auf ihre Bewegungen. Bei den Physical Introductions – körperliche Einführungen in die Stücke – beginnt sie mit Übungen für ein besseres Körpergefühl. Wir schütteln die Arme, die Beine und kreisen mit dem Kopf. Alles immer ein bisschen zu lange. Es ist heiß im Raum und so langsam erkennt so mancher seine eigenen Grenzen – bevor Jocson mit den tatsächlichen Übungen beginnt. Schultern zurück, Bauch rein, Rücken gerade, Knie gebeugt. Dazu eine starre Armpose. Und halten.

Eine knappe Stunde lang ist Jocsons Performance „Host“. Dabei wechselt sie mühelos in verschiedene Rollen. Spätestens durch die körperliche Einführung wird einem bewusst, wie viel Arbeit darin steckt. Bei den Physical Introductions nehmen wir auch direkte Blickkontakt zu unserem Gegenüber auf. Flirten mit ihm oder ihr. Ein andermal knicken wir die Hüfte ein und nehmen eine schiefe Körperhaltung ein. Je falscher es sich anfühlt, umso richtiger ist die Bewegung. Auf der Bühne wirkt das Unbequeme elegant, in der Übung sieht das bei den meisten Teilnehmern eher sperrig aus.

Später erklärt Jocson, dass ihre geishahaften und starken Bewegungen viele Codes verschiedener Länder beinhalten. Nicht jeder kann sie lesen. Doch gerade das ist das Spannende daran. Dass die Performance ganz unterschiedlich gelesen wird. Eine Trans*person lehrte sie, ihren Körper als Unterhaltungsobjekt zu benutzen, doch diese Version, die sie bei Tanz im August zeigte, könnte sie in den Philippinen nicht zeigen. Das wäre doch zu radikal.

Eisa Jocson über „Death of the Pole Dancer“ (2011) und „Macho Dancer“ (2013), die Vorläuferstücke von „Host“ (2015).