Gefangen

As It Empties Out. Copyright: Eva Würdinger
As It Empties Out. Copyright: Eva Würdinger

Seine riesigen schwarzen Augen starren ins Leere, jeder Schritt erscheint mühsam. Er, das ist ein Es, das Jefta van Dinther für „As It Empties Out“ erschuf. Für eine Welt, die über das Körperliche hinausgeht.

Es ist in Allem

„I´ll be your soul“,„I´ll be your soul“,„I´ll be your soul“. Die Worte werden sein Mantra. Es wird immer undeutlicher und formt neue Satzfetzen. „I`m in it all“. Es ist etwas, das sie alle bestimmt. Es (Roger Sala Reyner) hebt einen schwarzen Vorhang hoch, aus dem andere Gestalten hervorkriechen.

Sie sind nicht frei, sie bewegen sich wie menschliche Marionetten, berühren einander, ohne sich im anderen zu verlieren. Ist es ein Bild zweier Liebender? Ein dritter kommt hinzu. Kämpfen sie gegeneinander? Hinter ihnen steht Es wie ein Wächter von Gefangenen. Ein Es mit hängenden Schultern und hypnotischem Blick. Es ist auch Teil eines Systems. Als ob sie alle dazu verdammt wären.

Unsichtbare Kräfte und unsichtbare Körper

Einer der Tänzer (Thiago Granato) versucht mit aller Kraft, ein meterlanges Kunststoffrohr nach oben zu stemmen, doch er bricht unter der schweren Last zusammen und wird bewusstlos. Als er wieder aufwacht, rollt er das Rohr langsam zum Bühnenrand. Währenddessen hebt sich der Vorhang. Man sieht erst die Füße, dann die Beine, schließlich den ganzen Körper. Sie neigen sich wie durch eine unsichtbare Kraft nach links. Dann offenbart sich das ganze Bild. Sie ziehen an Seilen, doch auch diesmal scheitern sie und fallen in einen schwarzen Schlaf.

Ein perfektes Zusammenspiel von Bewegung, Licht und Sound. Klar erkennt man die Handschrift des Choreographen Jefta van Dinther, der hier auch als Tänzer auftritt. Auch diesmal setzt van Dinther auf kraftvolle elektronische Klänge des Komponisten David Kiers.

Mechanische Klänge. Die Bühne ist nachtschwarz. In der Ferne leuchtet ein rotes Licht, es bewegt sich. Bei näherer Betrachtung erkennt man einen Menschen, der sich von rechts nach links windet. Als würde sich eine Stange durch seinen Körper ziehen, die nur ein Bewegungsmuster zulässt. Ein weiteres rotes Licht taucht auf. Dann noch eines. Ein illusionistisches Wunderwerk, das Minna Tiikkainen vollbringt.

Das Ende des Bühnentraums

Mit „As It Empties Out“ durchbricht Jefta van Dinther die Grenzen der menschlichen Wahrnehmung. Er entführt den Zuschauer in eine dunkle, beklemmende Welt, in der selbst leichte Dinge zu einer unerklärlich schweren Last werden. Ein Albtraum, den der tosende Applaus des Publikums durchbricht.