Britney Spears als feministische Vorreiterin?

Its Birtney, Bitch! Foto: JR Berliner Ensemble
Foto: JR Berliner Ensemble

Britney Spears war Ende der 90er der Inbegriff einer Popprinzessin. Sie entzauberte sich durch Drogenabstürze, ein Sexvideo und den Kahlschlag ihres Kopfes. Mit klar feministischer Perspektive offenbart der erzählerisch-musikalische Abend „It`s Britney, Bitch!“ mit Sina Martens den Blick auf eine Frau, die für ihr Recht auf Selbstbestimmung kämpft.

Eine One-Woman-Show 

Ein Stück über Britney Spears Leben und Leiden vermag man in Berliner Ensemble (BE) nicht vermuten. Im BE-Repertoire steht Lena Braschs „Its Britney, Bitch“ neben Bertolt Brechts „Dreigroschenoper“, Günther Grass „Blechtrommel“ und Erich Kästners „Fabian oder der Gang vor die Hunde“. Regisseurin Lena Brasch wagt den mutigen Schritt mit einer starken Sina Martens, die den Emotionsparcour mühelos bewältigt.

Martens hat die One-Woman-Show komplett selbst in der Hand. Anfangs startet sie auf einer schwarzen Guckkastenbühne mit Glitzervorhang und Treppe. Wenn sie Accessoires benötigt, holt sie diese aus geheimen Fächern der Bühne. Für die Beleuchtung sorgt sie selbst mittels eines großen Scheinwerfers am Bühnenrand. Auch Kostümwechsel auf der Bühne ist teils des Programms.

Die Britney Spears unter uns allen

Eines sollte man klar stellen: Sina Martens ist nicht Britney Spears. Sie ist, sagen wir mal, ihre Vertreterin, die Britney unter uns allen. Martens erzählt über Britneys Leben, singt ihre Lieder und spricht ihre Gedanken aus. Für das Britney-Gefühl schlüpft sie in funkelnde High Heels und trägt eine blonde Perücke. Sie erzählt vom Medienzirkus rund um Britney. Britneys Busen, ihr Uterus und ihr Beziehungsstatus wurden öffentlich diskutiert. „Bist Du zu haben?“ fragt eine bekannte Stimme in einem Audioschnipsel. Es ist Thomas Gottschalk. Damals wich ihm Spears aus. „Mir macht das Leben Spaß.“

Trailer „It`s Britney, Bitch!“ – eine musikalisch-literarischer

Free Britney Spears – auf allen Ebenen

70 Minuten lang dreht sich (fast) alles um die Britney, die 13 Jahre lang um ihre Unabhängigkeit kämpfte, während ihr Vater durch seine Vormundschaft Millionen an ihr verdiente und ihre Fans die #Freebritney-Bewegung gründeten. „I`m A Slave 4 U“ singt Martens und plötzlich sieht man Spears Texte mit ganz anderen Augen. Britney, die Sklavin ihres Vaters! Britney, auf der Suche nach der Liebe ihres Vaters! „Born To Make You Happy“ haucht Martens ins Mikrofon und man beginnt leise zu schlucken.

Später fordert Martens Free Britney, Free Britneys Hymen (Anm. d. Red: Jungfernhäutchen), Free Britneys Sexleben und Free Britneys Uterus! Sie reißt sich ihre Perücke vom Kopf und zerstört die gesamte Bühne! Doch das ist längst nicht das Ende, sondern der Anfang eines langen Kampfes, um endlich gehört und ernst genommen zu werden – während das Popbusiness unerbittlich weiterwütet.

Weitere Informationen

„It`s Britney, Bitch!“ feierte am 7. Januar 2022 im Berliner Ensemble Premiere. Auf der Bühne: Sina Martens, Regie: Lena Brasch, Ausstattung: Janina Kuhlmann, Musik: Friederike Bernhardt, Dramaturgie: Karolin Trachte.

Buchtipp: Jennifer Otter Bickerdicke: „Being Britney. Die Britney Spears Biografie.“