Perpetuum: Traumwelten

Perpetuum: Traumwelten
Foto: Kulturschoxx/Susanne Gietl

Wie ein nächtlicher Traum muten sich die Theaterinstallationen von Theater Anu an. Unvergessen sind das Lichtermeer in Potsdam („die große Reise“), getanzte griechische Mythologien („Ovids Traum“) und die Jagd nach dem Biest („Dreamer) auf dem Tempelhofer Feld . Mit „Perpetuum Stadt ohne Mühsal“ begibt sich Theater Anu auf die Suche nach ewiger Energie.

Spiel von Licht und Schatten

Seit den 2000 Jahren lässt die Berliner Theaterkompagnie von Bille und Stefan Behr zauberhafte Welten entstehen. Allen gemein ist das Spiel von Licht und Schatten, wenn der Tag der Dunkelheit weicht. Doch leider haben die Stücke mit zunehmendem Wortanteil an Magie verloren. Statt offenen Mündern finden sich offene Augen und Ohren. Trotzdem ist die Inszenierung über die Stadt ohne Mühsal durchaus sehenswert.

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Sechs magische Stationen

Durch einen silbernen Kreis betreten alle Besucher eine grüne Wiese auf dem Tempelhofer Feld, die fortan bespielt wird. Nach einer kurzen Erzählung über Orffyreus, den Erfinder eines Perpettum Mobiles, teilen sich die Zuschauer – wie bereits in „Dreamer“ (2018) – in verschiedene Gruppen auf. Jeweils eine Figur, die ihnen sogleich ihre Geschichte erzählen wird, begleitet sie zur ersten von weiteren fünf Stationen. Danach bewegt sich das Publikum von Erzählort zu Erzählort. Alle dienen der Geschichte der Perpetuums.

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Auf einem grün beleuchteten gläsernen Podest kniet ein weißgekleideter Mann. Er bindet sich Büchedr an den Körper als wolle er all die Weisheit immer mit sich tragen. Je nachdem, welches Buch er sich aneignet, ruft er „Philosophia“ oder „Mathematica“ oder“Religion“. Eine Stimme erklärt das lebende Bild des Büchernarrs: „Der Buchdruck war keine technische Erfindung, er war eine Weltoptimierungsmaschine – Weltoptimierung durch die Verbreitung von Wissen.“ Ein Universalstudium sollte all die Weisheit der Welt vermitteln, so die Stimme. „Was für ein Pensum. Wer sollte sich das alles merken? Zu viel für ein Leben. Die Wissenschaft entwickelte sich von einem zarten neugierigen Knaben zu einem rechthaberischen Prinzen, der die Weltenkrone an sich riss.“

Theater Anu zaubert

Doch Theater Anu wäre nicht Theater Anu, wenn sie nicht ein bisschen zauberten. Der „Büchernarr“ erklärt den Schmetterlingseffekt, indem er durch ein winziges Buch ein riesengroßes Buch zu Fall bringt. Ein magischer Moment. Danach lernen die Besucher in einem Quiz, wie es sich anfühlen würde, wenn Roboter die Macht übernehmen würden, wie sich das perpetuuierliche Glück auf sie auswirken würde und wie das Perpetuum Mobile entstand. Immer weiter werden sie in Uhrzeigerrichtung getrieben, bis sie sich schließlich als Bewohner der Stadt ohne Mühsal bewerben können.

Theater Anu bedienen sich einer antiquierten, aber klaren Sprache, in die sich die neuen Bilder gut einfügen. Erklärungen werden nach wie vor aus dem Off hinzugespielt, die Figuren handeln in der Geschichte. Doch immer mehr erklären auch die einzelnen Charaktere, wer sie sind und was tun. Vorbei sind die Zeiten, in denen sie mehr schwiegen und weniger vortrugen. Sind sich Theater Anu der Macht ihrer Bilder nicht mehr bewusst?

Mehr Informationen

„Perpetuum – Stadt ohne Mühsal“ von Theater Anu wird bis 10. August ab 21.30 Uhr auf dem Tempelhofer Feld gespielt.