Invasion der Schaumstoffpuppen

Apokalypse Grau - Das Helmi. Copyright: Susanne Gietl

Harmlos sehen die Schaumstoffpuppen der Theatergruppe „Das Helmi“ aus. Jenseits ihrer Niedlichkeit morden sie, nehmen sie Drogen und haben wilden Sex. Ab dem 18. Juni nisten sich die Helmi-Macher auf dem Holzmarktgelände ein. Kinder sind herzlich willkommen. Bondageworkshops gibts trotzdem.

Zur Auffrischung meiner Helmi-Erinnerung besuchte ich die Premiere von „Apokalypse Grau“. Shrek-Autor William Steig lieferte die Vorlage dazu. Typisch für die Helmi-Macher, denn Bücher und Filme sind seit 2002 ihr Nährstoff für die Bühne. Die Helmis, das sind der wildlockige Emir Tebatebei, der eher zurückhaltende Florian Loyke und sein Bruder Felix sowie Brian Morrow mit unverwechselbar britisch-deutschem Akzent. Das besondere: Die vier versuchen erst gar nicht, sich hinter ihren Schaumstoffpuppen zu verstecken, sondern spielen als Realpersonen mit.

Apokalypse Grau - Das Helmi. Sylvester Grau und sein Vater. Copyright: Susanne Gietl
Sylvester und Papa Grau. © Susanne Gietl

Die Graus sind eine ganz normale Eselsfamilie: Die Mutter putzt, der Vater liest Zeitung und das Kind Sylvester spielt mit seiner Steinesammlung. Den Staubwedel für Frau Grau hält Brian Morrow, er stützt ihren weicher Körper mit seinem. Wenn die Nachbarin Frau Braun mit goldenem Tütu tanzt, dann bewegt Florian Loyke seine Beine und Frau Brauns Schaumstoffbeinchen beginnen zu tanzen. Alles wirkt zufällig. Weder das Gesicht von Frau Grau, noch ihre Bewegungen sind klar ausgearbeitet. Niest jemand im Publikum, dann kann es schonmal vorkommen, das ihr eine der Pupppen „Gesundheit“ wünscht. Dann wirkt die Zufallspuppe noch realer. Als der Sohn Sylvester verschwindet, droht die Familie daran zu zerbrechen.

Aber die Helmis spielen nicht nur mit Puppen, sondern spielen Schlagzeug, Gitarre und singen Coversongs. Aus „Pretty Woman“ wird einfach mal „hübsches Mädchen“. Emir Tebatebai und seine Puppe werden eins. Die Handlung wird singend fortgesetzt. Die kleinen Seitenhiebe wie beispielsweise auf die Generation Praktikum oder die Polizei als ein Haufen von Schweinen sind beabsichtigt. Man könnte weitere gesellschaftskritische Momente in dem Helmi-Stück suchen, aber man kann auch einfach das skurrile Schauspiel genießen. Dann macht`s am meisten Spaß.

Wer jetzt Lust auf das Helmi bekommen hat: Von 18. bis 28. Juni 2015 lädt das Helmi-Team gemeinsam mit Theater Hora, Cora Frost und vielen anderen zum „Zirkus des Fortschritts“ auf dem Holzmarktgelände, Holzmarktstr. 25 in Berlin-Friedrichshain zum Theater-Woodstock mit Film, Tanz, Bastel- und Bondageworkshops, gemeinsamen Kochen und vielen Helmi-Stücken ein.