In 70 Tagen drehte Ridley Scott „Der Marsianer“, die Bilder vom Mars hatte Scott zuvor im Kopf. Im Interview spricht der Regisseur darüber, warum Matt Damon genau der richtige Mann für das Weltraumsolo war und ob er ins All reisen möchte.
Mark Watney alias Matt Damon verliert in „Der Marsianer“ bei einem Sandsturm auf dem Mars seine Crew und kämpft auf dem Mars ums Überleben. Er baut sogar Kartoffeln im Raumschiff an. Ist das Science Fiction oder könnte das wahr sein?
Scott: Es ist, wie es Andrew Haigh beschreibt, ein Liebesbrief an die Wissenschaft. Alles könnte so passieren und deshalb hat die NASA und GAPL das Buch abgesegnet. Sie lieben sein Buch und den Humor im Buch. Sie sagen, ein Astronaut ist genau so. Astronauten können es sich nicht leisten, Angst zu haben.
Es ist eine Art Robinson Crusoe-Geschichte. Matt Damon spielt den einsamen Astronauten. Warum war klar, dass er den gesamten Film tragen kann?
Intuition und Erfahrung. Es ist ein großartiger Typ. Voice Over kann sehr schnell langweilig werden, also muss man mit einer Lösung kommen. Alles, was wir besprachen, war sehr analytisch. Eine der ersten Dinge, die Matt zu mir sagte: „Ich bin ein bisschen besorgt, weil Angst nicht gezeigt wird.“ Und ich erwiderte: „Astronauten sind Erwachsene, sie zeigen keine Angst, aber du hast recht, wir sollten Angst zulassen, da in jedem Drama und jedem Theater der Schauspieler mit seinen Emotionen das Publikum beeinflusst. Entscheide, wo du sie einsetzen willst.“. Ich wusste, er kann das.
In Wadi Rum befindet sich die Landschaft, die zum Mars umfunktioniert wurde… Die Location Scouts haben einen fantastischen Job geleistet.
Ist das ein Scherz? Ich war das. Ich hatte beim Lesen ein Bild im Kopf und dachte, dass ich das in Wadi Rum finden werde. Alles, was man sieht, mache ich. So ist das nun mal. Ich suche die Schauspieler aus, ich suche die entsprechenden Orte aus, ich setze mich an jedem einzelnen Tag mit dem Szenenbildner und mit den Redakteuren zusammen. “Laurence von Arabien“ wurde dort gedreht. Wadi Rum ist die spektakulärste Felsenformation, die ich jemals gesehen habe. Auch, wenn es wirklich schwer ist, den Grand Canyon zu toppen. Wadi Rum spielt in derselben Liga. Es ist ein fantastischer Ort.
Wie erreicht man, dass Wadi Rum es in Wadi Rum so so aussieht wie auf dem Mars?
Feinarbeit. Ich gehe gerne selbst Bild für Bild durch den Film. Das geht schnell und das ist technisch und digital. Ich stoppe den Film. Bringe ein bisschen rot dazu. Füge blau hinzu. Einen Tick grün. Danach kommt das nächste dran. Das ist der Vorteil, wenn man zuerst Malerei studiert. Ich mag diese Art des digitalen Malens.
Herzlichen Glückwunsch zum 78. Geburtstag. Wie wäre es mit einer Feier zum 80. auf dem Mars?
Auf keinen Fall. Ich mag es hier. Es gibt genug auf der Erde, was mich hält. Ich war doch gerade eben auf dem Mars. Ich reise lieber in meiner Fantasie auf den Mars als 18 Monate lang unterwegs zu sein.
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Als Astronaut darf man keine Angst haben. Was ist die wichtigste Eigenschaft eines Regisseurs?
Man muss unerbittlich sein. Ich bin unerbittlich.
Wie wichtig ist ein großes Ego?
Ach, ich brauche das nicht. Das ist nicht wirklich wichtig.
Man hat eine wahnsinnig große Verantwortung, wenn man einen 100 Millionen-Film verwirklicht. Tausende von Menschen bekommen das mit. Wie fühlt sich das an?
Als ob ich mit Haien schwimmen würde. So fühlt es sich an. Wenn man das einmal getan hat und weiß, wie man sich gegen einen Hai zu verteidigen hat, dann ist es nicht mehr so schlimm. Man gewöhnt sich daran. Ich drehte 150 Werbespots im Jahr, insgesamt waren es so an die 2.500 Spots. Das war die beste Schule für mich. Das waren keine gewöhnlichen Werbefilme. Sowas habe ich nie gemacht. Ich musste bei den Filmen immer auf das Budget achten, weil Zeit Geld kostet und die Geld-Uhr tickte.
Übung macht den Meister?
Ich hasse die Idee, dass jemand ein Budget von 60 oder 70 Millionen Dollars einfach so ausgibt. Er sollte nie wieder einen Film machen dürfen. Ich halte mich immer ans Budget. Ich habe den Marsianer in 70 Tagen gedreht, normalerweise wären es 110 oder 120 Tage gewesen, aber wenn man wirklich so lange braucht, dann weiß man einfach nicht, was man tut.
Noch mehr Lust auf Ridley Scott? Hier geht’s zum Videointerview mit Scott. Und nein, es handelt sich nicht um das gleiche Interview.