Die Highlights im November

Rosemarie Butcher. Retrospektive. Tanz im August

Lieber Leser,

manchmal ist es unfassbar, wie viele schlechte Dinge in unserer Welt passieren. Gerade in solch nachdenklichen Momenten danke ich Regisseuren, die reflektiert Filme machen. Andere machen die Welt durch Theater oder Tanz schöner.

Wie beispielsweise Walter Bickmann vom „TanzForumBerlin„. Der Choreograph und Videokünstler hat ein Online-Tanzarchiv aufgebaut und verrät mir im Mini-Interview zudem, wie man Zeit tänzerisch darstellen kann.

Außerdem war nach Christoph Waltz ein anderer Bond-Bösewicht in Berlin: Götz Otto spielt in der Komödie am Kurfürstendamm einen krisengeplagten Ehemann in Daniel Glattauers „Die Wunderübung“. Das Nachfolgestück nach Glattauers amüsanter Anti-Liebesgeschichte „Gut gegen Nordwind“ und „Alle sieben Wellen“ (Fortsetzung).

Etwas bunter und gewohnt musikalisch gings bei der Das Helmi-Aufführung der Name der Rose zu. Natürlich wurde nicht, wie im Original, aufgrund des „Zweiten Buchs der Poetik“ gemordet, sondern aufgrund eines viel amüsanteren Titels. Im wahrsten Sinne. ES war definitiv ein typisches Helmi-Stück. Schlagzeug gab`s zwar diesmal keins (Anmerkung Helmis: „1326 gabs noch keine Snare Drum“) und leider verzettelten sich die Helmis etwas, da sie ständig neue Schaumstoffpuppen in die Hand nahmen, die nicht von Bedeutung waren. Unterhaltsam war`s trotzdem. Nicht nur, da jeder der Helmis seine ganz eigene Art zu spielen, zu singen und zu sein hat.

Domian und warum Axel Ranisch ein Alkohol-Buddy-Movie machte

Oh, und dann traf ich noch einen Menschen, der vor allem nachts Gutes tut. Wenn sich im Dunkel die Seelen öffen, ist der TV-Sorgenonkel Domian seit über 20 Jahren zur Stelle. Domian spricht in der WDR–Kino-Doku „Domian – Interview mit dem Tod“ über einsame Nächte, skurrile Anrufer und seine bevorzugte Beerdigung. Mir war das zu wenig und ich traf den Fernsehseelsorger kurzerhand zum Interview. Er erzählte mir, dass Voyeurismus nichts schlechtes sein muss und dass er sich nachts auch mit einer ganz besonderen Katze unterhält.

Außerdem traf ich Axel Ranisch beim Filmfest München. Warum er sich bei „Alki Alki“ für eine alkoholgeschwängerte Buddykomödie entschied, anstatt ein Betroffenheitsmelodram zu machen, erklärte er mir übrigens, während er mir einen Button zum Film aushändigte. Auf dem Stand irgendwas lustiges mit Alkohol.

Ein kreativer Wirrling, Panem und Spielberg 

Oh, es gibt noch mehr Gründe, ins Kino zu gehen. Auch aufgrund von Ridley Scotts Geburtstagsinterview, weise ich auf „Der Marsianer“ hin. Wer`s total abgedreht möchte, der nimmt sich Peter Greenaways „Eisenstein in Guanajuato“ vor. Der kreative Filmemacher Sergej Eisenstein ist darin ein Wirrling, der seine eigene Homosexualität entdeckt. „Eisenstein in Guanajuato“ ist ein Trip, den man nicht so schnell vergisst. Eisenstein selbst hätte sich sicher gefreut.

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Das Beste kommt zum Schluss: Steven Spielbergs „Bridge of Spies -Der Unterhändler“ mit Tom Hanks. Wer Hanks in dem ein-Mann-steckt-im-Flughafen-fest-Drama „The Terminal“ liebte, der wird „Bridge of Spies“ auch sehr gerne mögen. Zwar spielt „Bridge of Spies“ während des kalten Kriegs und Hanks einen Anwalt, der von Brooklyn nach Berlin geschickt wird, um einen Kriegsgefangenenaustausch zu organisieren, aber ein gewisser Witz lässt sich in Hanks Figur und in der seines russischen Mandanten nicht verleugnen. Steven Spielberg gelingt in „Bridge of Spies“ der mühelose Wechsel zwischen Gerichts-und Historiendrama und Politthriller.

Christoph Schlingensief
„Ich glaube, dass in der Anhäufung von Schwachsinn mehr Wahrheit liegt als in der Anhäufung von Wahrheit.“

Zwischen Kunstfilm und Stummfilmkino, Ekel und Wahnsinn bewegte sich der ASK HELMUT-Abend mit Livevertonungen von Christoph Schlingensief-Videos, unter anderem von der Elektroband Mouse on Mars. Die Bilder verstörten, die Musik betonte den Bildsinn und plötzlich herrschte im Disharmonischen eine Harmonie.  Und wer wollte, der konnte für Christoph Schlingensiefs Operndorf spenden, denn wir brauchen mehr Wahnsinn. Den guten natürlich.

Wir lesen uns,
Susanne