Tanz im August 2022: Ins Licht

Jefta van Dinther: Unearth. Copyright: Jubal_Battisti
Jefta van Dinther: Unearth. Copyright: Jubal_Battisti

Mit seiner neuesten Performance „Unearth“ gibt Jefta van Dinther ein großes Versprechen. Er möchte Sinn und Sterblichkeit darin verhandeln und wählt dafür einen sakralen Ort, der sich nach und nach zu einer Pilgerstätte verwandelt.

Fünf Stunden lädt der Choreograf in die St.-Elisabeth-Kirche ein. Jeder* kann kommen und gehen wann er/sie mag und sich frei im Raum bewegen und doch bleibt die mittlere Fläche frei. Das Publikum sitzt am Rand und beobachtet aus der Ferne, wie sich die zehn Performer*, darunter van Dinther selbst wehklagend in fremder Art und Weise bewegen.

Körperliche Schwere

Die Choreografie, die für Körper und Stimme angelegt ist, lebt von ihrer Langsamkeit. Erst wenn der erste Ton verklungen ist, folgt der nächste. Erst, wenn der Körper im neuen Raum angekommen ist, bewegt er sich weiter. Eine Schwere liegt auf Körper und Geist, die langsam den ganzen Raum erfüllt. Ein Mädchen weint.

Sakrale Pilgerstätte

Die Performer* versuchen, ihre Körper wie mit Nägeln am Boden festzudocken, greifen in den Körper des anderen, ziehen mit Gewalt aus dem Körper des anderen eine Art Geschwür, halten aneinander fest. Mit ihren Mündern, in ihren Mündern, mit ihren Armen, Beinen. Die Schwere bleibt.

Die Zuschauersituation hat sich aufgelöst und die Traurigkeit erfasst den ganzen Raum. Nur wenige verlassen die Performance nach zwei Stunden, obwohl der Zyklus wieder von vorn beginnt. Mit „Unearth“ gelingt es Jefta van Dinther erneut, den Menschen als fremdes Wesen und temporären Gast auf dieser Erde darzustellen.


Weitere Informationen

Die Weltpremiere von Jefta van Dinthers „Unearth“ fand am 13. August 2022 im Rahmen von Tanz im August in der St.-Elisabeth-Kirche statt. Weitere Aufführungstermine: 14. bis 16. August 2022.