Ken Adam war der wahre Q

Ken Adam, Anfang der 1970er-Jahre © Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archiv

Utopische Räume, futuristische Fortbewegungsmittel und klaustrophobische Szenarien prägten den Stil von Ken Adams Werken. Am 10. März verstarb der Setdesigner zahlreicher Bondfilme. Ein Nachruf in Bildern.  

 

Ken Adam
Design für „Zero Gravity“ in „Moonraker“ (1979) © Sir Ken Adam, Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archive. Quelle: Arch Daily

 

Ken Adams Filmdesign war „Bigger Than Life“

„Bigger Than Life“ war ein Ziel, das sich Ken Adam für seine Designs setzte. Es sollte immer ein bisschen ironisch, aber auch zeitgemäß sein. Einen Lotus Esprit funktionierte er in „James Bond 007 – Der Spion, der mich liebte“ zum Unterwasserauto um, durch seine Fantasie betrat er Orte, die ohne ihn nie existiert hätten.

„Das Cabinet des Dr. Caligari“ als Hauptinspirationsquelle

Robert Wienes expressionistischen Schwarz-Weiß-Film „Das Cabinet des Dr. Caligari“ gab Adam als eine seiner Hauptinspirationsquellen an. Wiene, der Licht und Schatten malerisch umsetzte, arbeitete mit Räumen, die nicht rechtwinklig waren, Wege fanden im Zickzackkurs statt. Auch Adam übernahm das Spiel mit geometrischen Formen. Verzerrte Rechtecke, das asymetrische Dreieck und der Kreis wurden zu seinem Markenzeichen.

Schon zu Lebenzeiten eine Ikone

Der gelernte Architekt entwarf das villenartige Haus der Adams Family, Sherlock Holmes` Wohnzimmer und utopische Räume für sieben James Bond-Filme. Diese Entwürfe, Zeichnungen, Fotos, Briefe und andere Exponate schenkte der gebürtige Berliner 2012 der Deutschen Kinemathek. Insgesamt waren es rund 6000 Werke. Letztes Jahr stellte die Deutsche Kinematik unter dem Titel “Ken Adam`s Film Design – Bigger Than Life” Adams Werke aus. Schon zu Lebzeiten war der gebürtige Berliner eine Ikone.

Trotz seiner stolzen 94 Jahre reiste Sir Ken Adam zur 65. Berlinale, nahm an einer Diskussion über aktuelle Trends der Film- und Automobilwelt teil und lud zum Pressegespräch mit dem britischen Historiker Christopher Frayling ein. Jeder Frage begegnete er mit wohlwollendem Respekt.

 

Ken Adam
Ken Adam Weltraumbahnhof in einem erloschenen Vulkan in „James Bond 007 – Man lebt nur zweimal“ (1967) © Sir Ken Adam, Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archive.: Jamesbond.wikia.com

 

Der wahre Q war Adam

An Ideen mangelte es Adam wahrlich nicht. Adam war der wahre Q. Im Pressegespräch zählte Frayling die Wünsche auf, die Adam auf dem Skizzenblatt eines Aston Martins äußerte: „Zwei Bremsen, die als Maschinengewehre funktionieren, eine Bremse alternativ als Flammenwerfer, eine ausfahrbare Stoßstange mit Boxhandschuh, ein drehbares Autokennzeichen, eine Nebelmaschine, Ölspray, Nagelspray, eine kugelsichere Windschutzscheibe, … ein Cocktailshaker als Handgranate.“ Ronnie Udell, der Bauleiter am Set von „Goldfinger“ (1964) antwortete einst auf die Frage hin, ob er die Visionen von Adam umsetzen könne, tückisch: „Alles, was er zeichnen kann, kann ich auch umsetzen.“

 

Ken Adam
War Room in „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“ (1963) © Sir Ken Adam, Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archive. Quelle: Pineapples 101

 

Wie ein fiktiver Raum Wirklichkeit wurde 

Ein Jahr zuvor hatte Adam für Stanley Kubricks „Dr. Seltsam oder: Wie ich lernte, die Bombe zu lieben“, den Kriegsraum des Pentagon entworfen. Als Präsident Ronald Reagan Anfang der 1980er sein Amt antrat, bat er darum, den War Room im Weißen Haus zu besichtigen. Doch der hatte nie existiert. Nur durch Ken Adams Design war der fiktive Raum in vielen Köpfen real geworden.

Am 10. März verstarb der zweifache Oscargewinner. „Seine Freundlichkeit, sein Humor und seine Präzision werden uns ebenso in Erinnerung bleiben wie seine Liebe zu seiner Geburtsstadt Berlin. Sein Werk wird für Filmschaffende eine dauerhafte Inspiration bleiben, für Forscher eine unerschöpfliche Ressource und für seine vielen Fans weltweit eine Quelle der Faszination,“ so Dr. Rainer Rother, Künstlerischer Direktor der Deutschen Kinemathek. 2016 plant die Deutsche Kinemathek eine Onlinepräsentation von Ken Adams Werken.

Der Kulturschoxx-Pinterest-Tipp

Mehr Ken Adam-Bilder gibt es übrigens auf der Pinterest-Seite von Alex Ilten, der als Kreativchef inspierende Formen, Orte, Materialien und Künstler auf seinem Pinterestaccount sammelt. Olaffur Eliasson, Ryoji Ikeda und Ridley Scott habe ich dort auch schon entdeckt.

Titelbild: Ken Adam © Deutsche Kinemathek – Ken Adam Archive.