Berlinale 2022: Stricklands Buffet der Sonderbarkeiten

Peter Strickland: Flux Gourmet. Sektion Encounters. Credit: Bankside Films, IFC Productions
Peter Strickland: Flux Gourmet. Sektion Encounters. Credit: Bankside Films, IFC Productions

Jenseits des Mainstreams der Berlinale findet sich so manche filmische Köstlichkeit. Peter Stricklands „Flux Gourmet“ ist ein pikantes Häppchen, das dem einen oder anderen auf den Magen schlagen könnte.

„Lebensmittel sind die perfekte Metapher für den Aufbau von Klang“

Strickland, der selbst Mitglied der Sonic Catering Band war, sagte einst in einem Interview. „Lebensmittel sind die perfekte Metapher für den Aufbau von Klang.“ 2001 trat die Band nicht mehr auf, denn Strickland, dessen Ziel ein „sensorischer Angriff“ auf das Publikum war, hatte das Gefühl, er erreiche nicht mehr die gleiche Intensität wie in den Anfängen 1997. Letztlich legte die Band 2016 eine unbestimmte Schaffenspause ein.

In „Flux Gourmet“ lädt Jan Stevens (Gwendoline Christie) ein Performancekollektiv in ihr Sonic Catering Institute ein. Das Kollektiv soll kulinarische Klänge erforschen und letztlich als Performance auf die Bühne bringen. Leider leidet das dreiteilige Kollektiv unter Identitätsproblemen. Weder finden die drei einen Namen, noch verstehen sie einander. Als ein Journalist (Makis Papadimitriou) mit Verdauungsproblemen zur Gruppe hinzustößt, nimmt die Handlung Fahrt auf.

„Misunderstanding is probably the key for our sound“ (Billy aka Asa Butterfield)

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Strickland lässt sich vom Kino der Überschreitung inspirieren

Der Regisseur, der mit seinem Horrorfilm „Berberian Sound Studio“ (2013) ein Gespür für Soundgeschichten bewies, lässt sich gerne von Andy Warhols Filmen und dem Cinema of Transgression inspirieren. Das „Kino der Überschreitung“ arbeitet mit schockierenden, brutalen, albtraumhaften, teils pornographischen Szenen. Ihre Vorreiter* waren u.a. Nick Zedd, Richard Kern und Lydia Lynch.


„Das Schweigen des Publikums war immer meine Angst. Alles, was ich tun konnte, um dieses Schweigen zu brechen, wurde für mich immer wichtiger als alles andere.“ (Elle aka Fatma Mohamed)

Die erwarteten Horrorszenen bleiben aus, ohne dass man sie vermisst. Denn Strickland spielt mit Erwartungshaltungen und reizt das Publikum mit Bildern, die es selbst im Kopf kreiert und das funktioniert verdammt gut. Wie der Soundkünstler Matthew Herbert zelebriert auch Strickland Geräusche.

Doch während Matthew seine Soundfiles mit Botschaften auflädt, führt Strickland sie ad absurdum. Er persifliert in „Flux Gourmet“ die Kunstszene mit immer absurderen Performances und entlarvt die Performer* in ihrer Eitelkeit. Ein großer Spaß für Kunstfreunde*, Performancekritiker* und Freunde* des Hörkinos.


Weitere Informationen

Peter Stricklands „Flux Gourmet“ mit Gwendoline Christie und Asa Butterfield feierte seine Weltpremiere in der Sektion Encounters der 72. Berlinale. Die Berlinale fand von 10. bis 20. Februar 2022 statt.